Wie schädlich ist mein Haustier fürs Klima?

09.11.2021

In den letzten Jahren wurde in den Medien häufiger über die Klimaschädlichkeit von Haustieren berichtet. Sind Haustiere wirklich so schädlich fürs Klima? Wir vergleichen verschiedene Studien und vergleichen die klimarelevanten Emissionen von Haustieren mit menschengemachten Emissionen um sie in einen Kontext setzen zu können.

Note
CO2 Äquivalente

Die Industrialisierung hat zur Folge, dass mehr Treibhausgase in die Atmosphäre ausgestossen werden. Durch den Treibhauseffekt wird deshalb die Atmosphäre stärker aufgewärmt als sonst. Bei Berechnungen zu Treibhausgasen spricht man von "CO2 Äquivalenten", kurz "CO2eq". Dies bedeutet, dass in den Berechnungen nicht nur CO2 als Treibhausgas eingeschlossen ist, sondern auch andere Treibhausgase wie Methan oder Lachgas.

Die meisten Studien über Umwelt- und Klimaauswirkungen beziehen sich auf eine der folgenden Grundprobleme:

  • Klimaschutz. Seit der industriellen Revolution steigt unsere durchschnittliche Temperatur aufgrund der erhöhten CO2eq Emissionen stetig an. Die Temperaturerhöhung zerstört Lebensräume von Menschen, Tieren und Pflanzen, und lässt das Wetter extremer werden. Massgebend für diese Temperaturerhöhung sind Treibhausgasemissionen, die in CO2eq gemessen werden.

  • Umweltschutz. Nebst der Temperaturerwärmung produziert unsere industrielle Fertigung Abfall- und Giftstoffe, die Böden, Gewässer und Lebensräume gefährden oder zerstören. Dies hat eine grosse Auswirkung auf Tiere und Pflanzen, ist jedoch auf für den Menschen vielerorts schadhaft, da sich Giftstoffe im Trinkwasser oder in Lebensmitteln wiederfinden. Der Einfluss auf unsere Umwelt wird üblicherweise in Umweltbelastungspunkten gemessen.

  • Raumplanung. Immer mehr Menschen leben auf der Erde und irgendwann geht uns der Platz aus. Deshalb stellt sich die Frage, wie viel Fläche benötigt wird um einen Menschen zu versorgen. Zum Beispiel kann berechnet werden wie viel Fläche benötigt wird um einen Menschen ein Jahr lang mit Fleisch und Salat zu versorgen. Die Fläche wird in Hektaren (ha) gemessen.

Wir beschränken uns hier auf die Betrachtung der dringendsten Problematik, die uns momentan beschäftigt, nämlich den Klimaschutz und deshalb die CO2eq-Emissionen unserer Haustiere.

Note
Stand der Forschung

Ein Wort vornweg: bis jetzt publizierte Studien sind unvollständig oder deren Studiengrösse ist relativ gering (teilweise wurden Daten von lediglich 3 Tieren erhoben). Die Angaben in diesem Artikel können somit als Anhaltsgrösse verwendet werden. Um genauere Aussagen machen zu können sind jedoch weitere Studien notwendig.

CO2-Emissionen im Überblick

In der Schweiz ist der Anteil der von Haustieren verursachten Emissionen 1.2% [1 pp. ii]. Der motorisierte Verkehr hat einen Anteil von 38.6% [2] und der Flugverkehr über 20% [3]. Auf den ersten Blick lässt sich somit klar erkennen, dass Haustiere zwar CO2eq-Emissionen verursachen, diese jedoch weitaus geringer ausfallen als jene vom Verkehr. Stimmen gegen Haustiere aufgrund der hohen Emissionen sind deshalb wenig berechtigt und mögen in der Diskussion vom eigentlichen Thema ablenken: unsere Mobilität durch Motorfahrzeuge und Flugzeuge.

Es lohnt sich dennoch die Emssionen von Haustieren genauer zu betrachten und zu verstehen wo welche Emissionen auftreten. So können gewisse Emissionen eingespart werden und das eigene CO2eq-Budget besser geplant werden.

Emissionen der einzelnen Haustiere

In Studien sind CO2eq-Emissionen von Hunden, Katzen, Pferden, Kaninchen, Ziervögeln und Zierfischen zu finden. Je nach Studie werden Emissionen in Bezug auf die Fütterung, den Wasserverbrauch, die Behausung, notwendiges Zubehör (Pflege, Spielzeuge, ..), Autofahrten (z.B. zum Spaziergang oder Tierarztpraxis) und Fäkalien untersucht. Bei Fleisch fressenden Tieren macht die Fütterung den Hauptteil der Emissionen aus. Bei Vegetarierern ist das Futter und die Einstreu ausschlaggebend.

emissionen pro jahr
Bild 1. Jährliche Emissionen verschiedener Tiere

Es ist zu erkennen, dass grössere Tiere höhere Emissionen verursachen. Vor allem beim Pferd ist dies sehr deutlich sichtbar. Kleintiere wie Kaninchen, Vögel oder Fische sind dagegen kaum relevant, auch dann nicht wenn sie in grösseren Gruppen gehalten werden.

Die Emissionsberechnungen von Climate Partner reissen nach oben aus. Die Emissionswerte von einem Dackel sind sehr hoch gerechnet und kann mit anderen Studien nicht quervalidiert werden. Es ist anzunehmen, dass die Emissionen eines Dackels deutlich geringer ausfallen. Dasselbe gilt für die Emissionsberechnung der Katze von Climate Partner. Diese Emissionsberechnungen wurden von Climate Partner für Medien erstellt. Es sind leider keine genaueren Daten und Begründungen verfügbar.

Emissionen im Vergleich zu uns Menschen

In welcher Relation stehen die Emissionen von uns Menschen zu jenen unserer Haustiere? Das Bild Emissions-Vergleich zwischen Menschen und Haustieren vergleicht die jährlichen Emissionen zu jenen von 1 Person aus verschiedenen Ländern. Es ist zuallererst erkennbar wie gross der Unterschied zwischen weniger und hoch industrialisierten Ländern ausfällt. Eine durchschnittliche Person in Kenia verursacht knapp 4% der Emissionen eines Schweizers.

vergleich
Bild 2. Emissions-Vergleich zwischen Menschen und Haustieren

Je nach Grösse des Hundes sind die Emissionen im Vergleich ebenso relevant. Bei einem sehr grossen Hund können die Emissionen durchaus knapp 11% eines Deutschen ausmachen. Das Pferd macht den grössten Unterschied aus mit 31% der Emissionen eines Deutschen. Alle anderen kleineren Tieren fallen geringer ins Gewicht.

Bei kleineren Tieren sind die CO2eq-Emissionen also im Vergleich unbedeutend. Dennoch gibt es Möglichkeiten gewisse Emissionen einsparen zu können.

Wie kann ich klimafreundlicher mit meinem Haustier leben?

Wer noch kein Tier hat, sollte sich bewusst sein, dass ein kleines Tier weniger Emissionen verursacht als ein grösseres. So kann ein grosser Hund 12 mehr als Katzen oder 9 Mal mehr als kleine Hunde an Futteremissionen verursachen [4].

Wer bereits ein Tier hat kann sich nach dem Leitsatz "weniger Konsum, weniger Emissionen" richten. Wenn ein Produkt gekauft wird, darauf achten, dass es hochwertig ist und Jahrzente überstehen kann. Solche Produkte sind zwar einmalig teurer als Wegwerfprodukte, wenn man jedoch die Kosten mit der Lebensdauer verrechnet, sind hochwertige Produkte meist um ein Vielfaches günstiger.

Zum Beispiel hält ein teurer, massiver Katzenbaum aus Holz deutlich länger als ein Billigprodukt aus Karton und Plastik. Häufig bestehen die vertikalen Elemente eines Katzenbaumes aus Kartonröhren, die mit Sisal umwickelt sind. An beiden Seiten der Röhre wird eine Plastikscheibe mit Gewindeaussparung an den Karton getackert. Bei Belastung bricht die Plastikscheibe oder der Karton. Die Röhren können kaum repariert werden. Hingegen lassen sich massive Elemente aus Holz reparieren.

Produkte sollten idealerweise aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen (wie z.B. Holz), die rezykliert werden können. Deshalb möglichst auf Plastik oder Leder verzichten.

Futter

Futter sollte so dosiert werden, dass beim Haustier kein Übergewicht entsteht (ist gesundheitsschädlich) und möglichst kein Futter übrig bleibt, welches entsorgt werden muss. Gemäss einer Studie aus dem Jahr 2018 sind 22-40% der Hunde übergewichtig [4]. Es lohnt sich also auf eine richtige Futterdosierung zu achten. Es können hierzu Futterwaagen verwendet werden. Mittlerweile gibt es Futterautomaten mit integrierter Waage, die automatisiert speichern wie viel das Haustier isst.

Bei Fleisch fressenden Haustieren kann auf das Fleisch an sich geachtet werden: Puten und Fisch verursachen weniger Emissionen als Rind [5]. Dabei dürfen jedoch andere Umweltauswirkungen nicht ignoriert werden: Probleme der Massentierhaltung und Überfischung bleiben bestehen.

Bei Futter und Einstreu ist es zudem ratsam darauf zu achten ob die Produkte regional produziert wurden und wenn möglich aus Bio-Betrieben stammen (dort ist der Umweltschaden deutlich geringer als in regulären Betrieben).

Tipps für Katzen

  • Bei Freigängerkatzen ist es wichtig die Katzenklappe an einem Ort zu installieren, an dem der Wärmeverlust im Winter möglichst gering ausfällt. Geeignete Orte hierfür sind Keller oder Hausflur.

  • Futter sollte Bio zertifiziert sein.

  • Grosspackungen kaufen, damit Verpackungsmaterial gespart werden kann (auf Haltbarkeit achten!).

  • Viele Katzenstreu-Produkte enthalten Bentonit. Darauf achten, dass dieses aus der weiteren Region kommt und nicht von einem anderen Kontinent. Falls unklar lohnt es sich beim Hersteller nachzufragen.

  • Alternativ kann Katzenstreu aus Pflanzenfasern verwendet werden. Dies verbrennt (anders als das Bentonit) in der Kehrichtverbrennung komplett. Gemäss einer Studie sollen sich so 33kg CO2eq pro Jahr und Katze einsparen lassen [1 p. 37].

  • Katzen-Spielzeug kann recht einfach selber gebastelt werden (z.B. aus leeren WC-Rollen). Wenn Spielzeug gekauft wird, darauf achten, dass es hochwertig ist.

  • Zubehör generell nachhaltig und hochwertig kaufen.

  • Auf Zuchttiere verzichten - die Tierheime sind gut gefüllt, dort findet sich sicherlich die richtige Begleiter*in!

Tipps für Hunde

  • Viele Hundehalter*innen fahren mit dem Auto zum Spaziergang. Das verursacht relativ hohe Emissionen. Besser ist es aufs Auto zu verzichten und von zu Hause aus zu Fuss den Spaziergang zu beginnen.

  • Hundekot unbedingt immer einsammeln und geregelt entsorgen, dann entstehen kaum direkte Emissionen davon [6]. Zudem ist Hundekot kein Dünger, sondern enthält Giftstoffe und Schwermetalle, die die Umwelt schädigen.

  • Als Hundekotbeutel können Obst-, Brottüten und andere Verpackungen zweitverwendet werden. Ansonsten biologisch abbaubare Hundekotbeutel aus Papier oder Pappe verwenden.

  • Gewisses Hundefutter, Leckerli oder Hundekuchen können selbst gekocht oder gebacken werden. Teilweise wird behauptet der Fleischanteil könne bei Hunden auf bis zu 50% reduziert werden. Falls die Ernährung so umgestellt wird, unbedingt vorher mit der Tierärztin oder Tierarzt sprechen!

  • Bei gekauftem Futter darauf achten, dass es Bio-Futter ist, da dessen Umweltschäden geringer sind.

  • Grosspackungen kaufen, damit Verpackungsmaterial gespart werden kann (auf Haltbarkeit achten!).

  • Spielzeug selber basteln. Wenn Spielzeug gekauft wird, darauf achten, dass es hochwertig ist.

  • Spielzeug mit anderen Tierhaltern tauschen, damit die Hunde Abwechslung erhalten.

  • Bei Leinen und Zubehör darauf achten, dass kein Leder verarbeitet wurde.

  • Zubehör generell nachhaltig und hochwertig kaufen.

  • Wenn der Wunsch nach einem Hund besteht: kleinere Hünde essen weniger und verursachen daher deutlich weniger Emissionen. Auf Zuchttiere verzichten - die Tierheime sind gut gefüllt, dort findet sich sicherlich die richtige Begleiter*in!

Tipps für Pferde

  • Eventuell die Einstreu teilweise oder gänzlich auf regional produzierte Hobelspäne umstellen.

  • Turnierpferde haben aufgrund der Reisetätigkeit einen höheren Fussabdruck [1 p. 9].

Tipps für Kaninchen

  • Einstreu und Ausscheidungen können auf dem hauseigenem Kompost kompostiert anstatt im Kehricht verbrannt zu werden.

  • Gemüse und Kräuter können im Sommer gut im eigenen Garten oder auf der Terrasse/Balkon angepflanzt werden. Schmeckt besser, ist frischer und die Emissionen sind deutlich geringer als wenn sie im Supermarkt gekauft werden. Im Winter können in Hydrokulturen Salat und Kräuter angepflanzt werden. Dafür wird jedoch durch die Beleuchtung ein gewisser Stromverbrauch benötigt. Wer aufgrund einer Solaranlage überschüssigen Strom hat, kann damit die zusätzlichen Emissionen kompensieren.

  • Es können unter Umständen gewisse Rüstabfälle verfüttert werden. Salat, Gemüse und Kräuter im eigenen Garten anzupflanzen ist jedoch emissionsarmer als der Nutzen der Verfütterung von Rüstabfällen.

  • Als Einstreu können zumindest teilweise Hobelspäne anstatt Stroh verwendet werden [1 p. 30].

  • Hobelspäne und Stroh aus lokaler Produktion kaufen oder bei einer lokalen Bäuerin oder Bauer beziehen.

Tipps für Ziervögel

  • Als Einstreu Quarzsand aus dem eigenen Land oder Umland verwenden, oder Holzschnitzel aus der Region verwenden [1 p. 13].

  • Obst saisonal und regional kaufen. Gewächshäuser verursachen tendenziell deutlich höhere Emissionen [1 p. 32].

Tipps für Zierfische

  • Pflanzliches Fischfutter verwenden anstatt normales Fischfutter aus dem Supermarkt.

  • Sand aus der Region statt aus dem Ausland verwenden [1 p. 34].

Referenzen

[1] J. Annaheim, N. Jungbluth, und C. Meili, «Ökobilanz von Haus- und Heimtieren», 2019, [Online]. Verfügbar unter: http://www.esu-services.ch/fileadmin/download/annaheim-2019-%C3%96kobilanz-Haustiere.pdf.

[3] VCS, 08.11.2021, [Online]. Verfügbar unter: https://www.verkehrsclub.ch/politik/flugverkehr/klima.

[4] P. M. Bingtao Su, «Environmental impacts of food consumption by companion dogs and cats in Japan», 2018, [Online]. Verfügbar unter: https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S1470160X18304552.

[5] S. D. Pim Martens Bingtao Su, «The Ecological Paw Print of Companion Dogs and Cats», 2019, [Online]. Verfügbar unter: https://academic.oup.com/bioscience/article/69/6/467/5486563.

[6] M. F. Kim Maya Yavor Annekatrin Lehmann, «Environmental Impacts of a Pet Dog: An LCA Case Study», 2020, [Online]. Verfügbar unter: https://www.mdpi.com/2071-1050/12/8/3394/htm.